Im Januar hat Aquarius über unsere Projektarbeit geschrieben, und ich habe mir gedacht, dass ich dazu wieder mal ein Update poste. In drei Wochen müssen wir die Projektarbeit abgeben – und am Schulhausfest sollen wir sie präsentieren.
Aquarius und ich schreiben ja ein illustriertes Fantasy-Buch mit dem Titel „Wild Woods“. Aquarius zeichnet und ich schreibe. Mittlerweile habe ich um die 120 Seiten geschrieben, angestrebt haben wir 150. Also ist es ziemlich wahrscheinlich, dass wir unser Ziel erreichen. Aquarius hat inzwischen fünf Bilder fertig und ist noch an ein paar weiteren dran. Ausserdem hat sie Charakterstudien gemacht, die wir auch verwenden werden. In ein bis zwei Wochen wollen wir das Buch fertig haben und in Druck geben.
Da ich jetzt viel über unseren Fortschritt berichtete, habe ich euch jetzt noch eine Art „Trailer“ resp. Leseprobe vorbereitet.
Da ist Pietro, der nach mir ruft. Und Ash, wie sie mit Jamie tanzt und mir ein höhnisches Grinsen zuwirft: “Endlich bist du fort. Hier wollte dich sowieso niemand!”
“Das stimmt nicht”, protestiere ich und eine Träne tropft auf den Boden des Ballettsaals. Der Spritzer wird immer grösser und breitet sich über das ganze Parkett aus. Es riecht stechend.
Plötzlich steht da Tristan. Er hält ein brennendes Streichholz in der Hand. Bedauernd schaut er mich an und lässt es fallen. Die Benzinlache fängt sofort Feuer. Immer höher schlagen die Flammen, bis sie mich verschlingen.
“Evelyn!”, flüstert eine Stimme durch die Feuersbrunst. “Evelyn! Du musst aufwachen! Wach auf, Evelyn!”
Die Stimme holt mich zurück in die Realität. Ich schlage die Augen auf. Vor mir kniet Tristan und beugt sich über mich.
“Was ist los?”, frage ich ihn, leicht abgelenkt von seinem nackten Oberkörper, der nicht gerade untrainiert ist.
“Shhh! Wir haben Besuch”, sagt er leise. Ich will fragen, was er mit “Besuch” meint, aber er hält mir den Mund zu. Wir starren uns wütend an, bis ich den Blick abwende. “Was meinst du mit …”
“Gia caelum chári! Sei endlich still!”, unterbricht mich Tristan leise und klingt dabei ziemlich frustriert. Dann dreht er den Kopf zum Eingang und lauscht konzentriert. Anscheinend gefällt ihm das Gehörte nicht, denn er runzelt verärgert die Stirn “Dekara dryadales!”, sagt er leise. Es tönt wie ein Fluch. “Elben”, flüstert er mir zu, und beantwortet damit endlich meine Frage. Dann zieht er sein Schwert aus der Scheide.
Das war ein Ausschnitt aus Evelyns Sicht. Ashley habe ich versucht etwas anders zu schreiben. Vielleicht bemerkt ihr den Unterschied:
“Hier steckst du also! Wieso kommst du nicht mehr zum Training?”
Vor uns steht Jamie und betrachtet Pietro mit einem wütenden Blick.
“Ähm… Ich hab’s vergessen?”
Das klingt mehr nach einer Frage wie nach einer Rechtfertigung.
“Drei Tage nacheinander? Sag mir, was los ist! Hast du was mit ihm?”, Jamie betont das “ihm”, als wäre Pietro etwas Ekliges, das er am liebsten zerquetschen will. Eine Fliege vielleicht oder eine Küchenschabe.
“Nein! Es ist nur…”, ich lasse den Kopf hängen, “kann ich dich vielleicht kurz unter vier Augen sprechen?”
Ohne eine Antwort abzuwarten, nehme ich seine Hand und ziehe ihn in einen Seitengang.
“Weisst du, meine beste Freundin Evelyn ist verschwunden. Du erinnerst dich wahrscheinlich nicht an sie. Niemand tut das, ausser mir und Pietro.”
Er zieht eine Augenbraue hoch. Ich will das auch können! Das ist so cool.
“Du willst mir weismachen, dass eine Schülerin einfach weg ist und jeder sie einfach so vergessen hat. Und die einzigen die sich erinnern sind ausgerechnet du und Mr. Cool? Das ist wohl die schlechteste Ausrede, die ich je gehört habe”, er grinst, aber mir spielt er nichts vor.
Es hat ihn verletzt, dass ich mich mit einem anderen Jungen getroffen habe und ihn einfach sitzen liess. Trotzdem … Ich habe gedacht, dass er mir glauben würde.
“Es ist keine Ausrede. Bitte nimm mich ernst! Ich … ich weiss nicht, was ich tun soll!”, plötzlich kommen die angestauten Gefühle hoch. Wogen von Kummer, Verwirrung, Angst und Wut schwappen über mich hinweg. Ich schliesse die Augen und versuche meine Gefühle zurückzudrängen. Trotzdem rollt eine Träne über meine Wange.
Als Jamie das sieht, nimmt er mich in den Arm: “Hey Cinderella. Nicht weinen! Ich helfe dir, deine Freundin zu finden, okay? Aber bitte wein nicht!”
Ich drücke ihn fest an mich und schaue zu ihm hoch. “Danke!”
Das waren jetzt zwei Ausschnitte, die ich persönlich sehr mag. Hoffentlich gefallen sie euch auch. Falls ihr gerne mehr Ausschnitte oder sogar das ganze Buch lesen möchtet, schreibt mir eine Mail an die Adresse e248673@sbl.ch mit dem Betreff „Wild Woods“. Je nachdem, wie viele Mails ich bekomme, veröffentlichen wir das Ganze vielleicht als E-Book oder auf Wattpad.
Viel Spass und bis zum nächsten Mal
Eure Undomiel